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Chulilla

Das wirklich Gute daran, wenn man etwas Zeit hat, ist, dass man sich auch mal treiben lassen kann. Keinen auf den Tag und die Stunde durchgeplanten Reiseablauf, der einen mehr Stress als Erholung verschafft. Man kann spontan auch mal einen Tipp von einem Einheimischen folgen und Orte jenseits des eigenen Horizontes und dem des Reiseführers entdecken.
So geht es uns mit Chulilla. Ein verschlafenes kleines Bergdorf irgendwo zwischen Valencia und Madrid. Folgt man der Schnellstraße von Valencia aus, ist diese erst dreispurig, dann zweispurig und dann irgendwann einspurig. Dann fährt man ab und folgt einer schmalen Serpentinenstraße, bis man das Gefühl hat – ok – hinter der nächsten Kurve kommt das Ende der Welt. Aber nein, es kommt Chulilla. Ich denke das beschreibt ganz gut die Verschlafenheit des kleinen Ortes. Das stört aber nicht, da es hier unglaublich schön ist. Nicht nur die kleine Stadt mit ihren engen Gässchen und den feinen weißen Häuschen oder die alte Burg, die sich an den Fels schmiegt, sondern auch die vielen Wandermöglichkeiten in der atemberaubenden Natur in und um die beiden Canjons sind einen Besuch wert. Wenn man kann, sollte man unter der Woche hierher kommen. Dann kann man die Ruhe und Authentizität des Örtchens am besten genießen. Dann gibt es keine Touristen, sondern nur die Bäckerin, die Frau aus dem kleinen Supermarkt, den Tischler, der immer ein Liedchen auf den Lippen hat und eine handvoll anderer Dorfbewohner. Von ihnen wird man auch immer aus vollem Herzen angestrahlt. Man merkt, dass die Leute dort im Reinen mit sich sind.
Das allerschönste an Chulilla ist jedoch die Kletterei. Die zwei Barancos (Spanisch für Canjon), welche an das malerische Örtchen grenzen, sind überseht mit Kletterrouten verschiedenster Art und Weise. Von einfachen Routen bis hin zu knallharten überhängenden Mehrseillängen gibt es alles, was das Klettererherz begehrt. Die Zustiege sind je nach Sektor sehr kurz bis maximal 30 Minuten.
Durch die Lage des Örtchens, geschützt zwischen den Felswänden, gibt es hier ein spezielles Mikroklima, welches das Klettern den ganzen Winter über möglich macht. Dann ist hier auch Hochsaison. Die an einigen Stellen sehr schmale Schlucht gepaart mit dem naturbelassenen Fluss machen aber auch das Klettern im Sommer möglich. Hier ist es weit kühler als oben im Ort.
Falls es aber doch mal zu heiß zum Klettern sein sollte, kann man auch wunderbar wandern gehen. Die grünen Canjons, in denen Zitronen, Orangen und Granatäpfelbäume neben Palmen und Kakteen wachsen, laden quasi dazu ein.
Und wenn man dann fertig ist mit dem Klettern, dem Wandern oder mit sich und der Welt, dann kann man bei Marcel in der Bar den Tag bei einer hervorragenden Pizza ausklingen lassen. Ja es ist der gleiche Marcel, den ihr auch schon aus Albarracin kennt. Hier in Chulilla hat er sein zweites Standbein in Form von einer Bar und einem Kletterladen. Die Bar liegt direkt am Ortseingang, gegenüber vom einzigen Parkplatz. Dieser ist auch unser Stellplatz für Nyls. Außerhalb der Saison ist das kein Problem. Im Winter, wenn alle Kletterer da sind, kommt die Polizei schon mal abkassieren, sagt uns Marcel. Wir haben Glück. Der Parkplatz war sogar so leer, dass wir abends heimlich Zitronen und Mispeln vom Nachbar mopsen können.
Ach ja Chulilla ist schon ein echt sympathisches Stückchen Erde. Vor allem auch durch Marcel, welcher uns mit seiner entspannten aber auch zuverlässigen Art immer zur Seite steht. Hierhin kommen wir auf alle Fälle zurück.