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Eine Stunde Oslo für 65 norwegische Kronen

Nach einer wirklich erholsamen Nacht sind wir nun in Sandefjord aufgewacht. Die Sonne scheint in unseren Bus hinein und der erste Duft von Kaffee steigt auf. Christoph hat einen wirklich guten Kaffee mit unserer Chemex aufgebrüht und so ist mir das aufstehen gar nicht schwer gefallen. Mit einem frischen, heißen Kaffee in der Hand, der Sonne im Gesicht und einem leckeren Frühstück konnte der Tag beginnen. Wir machten uns einen Plan für den Tag und ich begann mich aus dem Bett zu pellen. Das ist schon sehr praktisch in einem Bus: Der Weg vom Bett zum Frühstückstisch ist so gering, dass man quasi im Bett frühstücken kann. Nach dem ich es geschafft hatte, mich vom Bett zu trennen, ging die Fahrt nach Oslo schon los.

Wenn mich jemand im Nachhinein fragen würde, was von Oslo hängen geblieben ist, dann wären das folgende Worte: international, Elektro-Autos und viele Parkhäuser, in die wir leider nicht hinein passen. Aber eins nach dem andern.

Unser erstes Ziel war es, für Nyls einen geeigneten Platz zum Parken zu finden, was sich aber schnell als schwierig heraus stellte. Außerhalb der Stadt gab es zwar einige Plätze zum Halten, aber die meisten waren für Elektro-Autos reserviert oder einfach schon besetzt. Somit wagten wir uns in die Stadt herein und hofften hier etwas für Nyls zu finden. Das war eine dumme Idee. Obwohl es in der Woche und vormittags war, war die Stadt brechend voll mit Autos, Fahrrädern und Passanten. Die Parkhäuser waren dementsprechend voll oder einfach zu niedrig für uns. Da wir ein festes Hochdach haben, passen wir leider in kein Parkhaus, welches niedriger als 2,40 Meter ist. Das macht die Suche für uns leider noch viel schwerer. Als wir dann endlich ein Parkhaus gefunden haben, in das wir hinein gepasst haben, waren wir wirklich glücklich. Doch das Glück hielt nicht lange an. Nun kam das nächste Problem auf uns zu, was es zu klären galt. Leider kann man in Norwegen die Parkgebühren entweder nur mit Kreditkarte zahlen oder mit Münzen. Da wir keine Kreditkarte dabei hatten, gab es für uns nur die Münzlösung. Nun versuchten wir 65 Kronen aus unserem Portmonee zu zaubern. Natürlich hätten wir uns zwei oder drei Stunden in Oslo leisten können, aber das Geld hatten wir nur in Scheinen und nicht als Münzen. So kramten wir gerade 65 Kronen zusammen und konnten genau eine Stunde in Oslo verbringen. Also war der erste Weg die Oper. Natürlich haben wir die Oper nicht auf Anhieb gefunden und uns in Oslo verlaufen. Aber das was wir gesehen haben, war wirklich schön. Die Stadt ist so international und bunt, das ist wirklich sehr beeindruckend und angenehm. Nachdem wir unser erstes Geld bei einem gemütlichen Wechselstübchen gewechselt haben, ging es weiter zur Oper. Und da war sie, direkt am Wasser und voller Touristen. Die Linienführung der Architektur und die helle Farbe der Steine ließen jedes Fotografenherz kurz vor Freude hüpfen. Es hat Spaß gemacht Menschen zu beobachten und diese zu fotografieren. Natürlich hatte man von hier auch eine wirklich schöne Aussicht über Oslo. Ich würde behaupten, ein Besuch auf dem Dach der Oper lohnt sich auf jeden Fall und macht eine Menge Spaß. Auf dem Rückweg kamen wir sogar noch an dem Bahnhof von Oslo vorbei und so haben wir in unserer kurzen Stunde doch eine Menge gesehen. Ich denke, Oslo ist eine Stadt in der man viel entdecken kann und in der man mehr als zwei Tage verweilen sollte um das Gefühl der Stadt zu erfahren. Da wir uns leider nicht mehr Zeit in dieser bezaubernden Stadt leisten konnten, ging die Reise nach einer Stunde weiter Richtung Norden des Landes. Unser nächstes Ziel war nun die Trolltunga.

Also fuhren wir los. Über weite Straßen kamen wir langsam aus dem Oslofjord heraus und die Landschaft begann sich merklich zu verändern. Ewig lange Seen begleiteten uns auf der Fahrt und die Hügel links und rechts der Straßen entlang wurden immer größer und bald waren die Hügel hohe Berge. Die Straßen führten uns Berg auf, Berg ab und durch lange dunkle Tunnel hindurch. Und so fuhren und fuhren wir und auf einmal war auf der langen geraden Straße eine Baustelle. Das Sympathische an dieser Baustelle war sicher nicht die längere Wartezeit bis wir weiter fahren konnten, aber die Norweger haben uns die Zeit wirklich schnell vertrieben. Statt einer Ampel gab es hier einen Lotsen der zu jedem Auto ging und persönlich darüber berichtete, dass hier eine Baustelle wäre und die Wartezeit etwa eine halbe Stunde beträgt. Da dem jungen Mann natürlich langweilig war, vom Warten auf Autos, begann er mit seiner Kelle Steine wegzuschleudern oder am Baustellen-Schild die Folie ab zu pulen. Das machte ihn wirklich sympathisch, denn es ist ja nur verständlich, dass man bei so einem Job etwas Ablenkung benötigt. Uns hat er die halbe Stunde wirklich gut unterhalten und danach ging die Reise auch weiter zur Hadangervidda Hochebene. Hier sah die Welt wirklich anders aus. Es gab kaum noch Bäume und überall waren nur noch Sträucher, Moose und Farne. Die Natur leuchtete in allen Herbstfarben, die es wohl gibt. Man konnte weit schauen, da die Luft so klar war und überall auf der Hochebene standen kleine Häuschen verteilt. An den meisten Häusern brannte außen ein kleines Licht. Da es langsam dämmerte, fielen die kleinen Lichter besonders auf. Die Norweger lassen die kleinen Lichter an den Häusern gern an, um sich vor den Trollen in der Nacht zu schützen. Durch das Licht sollen die Trolle dann angeblich zu Stein werden und können den Bewohnern nichts Böses anhaben. Mitten auf der Hochebene fanden wir dann auch einen Platz, auf dem wir parken konnten. Hier hatten wir eine wundervolle Sicht auf einen See und die weit entfernten Berge. Es war eine glasklare Nacht – wie im Märchen. Also entschieden wir uns draußen zu kochen. Und so machten wir uns Kartoffelpüree und dazu lecker Tomatensoße mit Würstchen. Was für ein Festmahl. Yummi.
Und so ging ein fahrtenreicher Tag zu Ende.